In den frĂŒhen 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts besuchte GrĂ€fin Beatrix Orssich aus Teresopolis (nahe Rio de Janeiro) einen ihr bekannten OrchideenjĂ€ger, der gerade von einer Sammelreise in die Serra do Mar oberhalb der KĂŒstenstadt Paraty zurĂŒckgekehrt war und ihr einige interessante Mitbringsel zeigen wollte. Auf die Frage, welche von den mitgebrachten Pflanzen er ihr schenken dĂŒrfte, entschied sie sich fĂŒr ein kleines, aus vielleicht vier oder fĂŒnf Phyllokladien bestehendes âĂstchenâ einer vermeintlichen Schlumbergera truncata, das ihr ein kleines bisschen anders auszusehen schien wie die herkömmlichen Weihnachtskakteen aus dieser Gegend. Dies war der Beginn einer langen, spannenden Geschichte, die bis heute nichts von ihrem ursprĂŒnglichen Reiz verloren hat - jedenfalls nicht bei den âFansâ epiphytischer Kakteen und speziell der Gliederkakteen aus dieser Gegend.
Bild 1 Schlumbergera orssichiana (Klon 1), Ansicht von unten.
Die weitere Geschichte von Schlumbergera orssichiana ist relativ schnell erzĂ€hlt. Das kleine PflĂ€nzchen (im Weiteren Klon 1 genannt) wurde spĂ€ter auf Hylocereus undatus gepfropft und blĂŒhte fast unmittelbar darauf mit einer fĂŒr Schlumbergeras völlig ungewöhnlichen BlĂŒte: weiĂ mit breitem, krĂ€ftig rosanem Rand, ausgeprĂ€gt zygomorph, auffĂ€llig groĂ und weit geöffnet, aber im Gegensatz zu allen andern Arten der Gattung mit sehr eigenartig angeordneten oberen Petalen, die sich nicht zurĂŒckbiegen, sondern sich schirmartig ĂŒber die BlĂŒte wölben und den Blick in ihr Inneres von oben und von den Seiten verwehren (siehe Bild. 1 u. Bild. 2). GrĂ€fin Orssich sandte daraufhin Stecklinge an Prof. Rauh, seinerzeit Leiter des Instituts fĂŒr Botanik und Pflanzengeographie der UniversitĂ€t in Heidelberg, und seinen damaligen Assistenten Dr. Barthlott, heute Professor und geschĂ€ftsfĂŒhrender Direktor des Nees-Instituts fĂŒr BiodiversitĂ€t der Pflanzen an der UniversitĂ€t in Bonn, die alsbald vermuteten, dass es sich hier um eine noch unbekannte Art handeln könnte. Dies bestĂ€tigte sich, nachdem die Pflanze auch hierzulande zum ersten Mal geblĂŒht hatte, aber es blieb nicht ganz auszuschlieĂen, dass eine Hybride vorlag, denn es war schon sehr ĂŒberraschend, eine noch unbekannte Schlumbergera ausgerechnet in einem Gebiet zu finden, das schon seit der Inbesitznahme Brasiliens durch die EuropĂ€er relativ dicht besiedelt und gut erforscht war. Sie baten deshalb Frau Orssich, nach weiterem Material in der Wildnis zu suchen, was nach einigen MĂŒhen und nach 3 vorangegangenen, erfolglosen Reisen in die Serra do Mar (KĂŒstengebirge) oberhalb von Paraty schlieĂlich doch noch gelang. Dieser 2. Klon (Bild 3) wuchs auf einem Moos ĂŒberwucherten Felsen und unterschied sich zwar habituell etwas von der Originalpflanze und dem spĂ€teren Holotypus durch kleinere, geringer gezĂ€hnte und damit
eher truncata-Ă€hnliche Sprossglieder, die sich auch farblich durch ein helleres GrĂŒn absetzten (siehe FuĂnote), doch waren BlĂŒte und Frucht denen des Klon 1 so Ă€hnlich, dass kaum noch Zweifel bestehen konnten, eine gute neue Art vorliegen zu haben. Sie wurde daraufhin von W. Barthlott und A.J.S. McMillan (Bristol, England, der ebenfalls Pflanzenmaterial von der GrĂ€fin erhalten hatte) auf der Grundlage des Klon 1 im Cactus & Succulent Journal of America(Barthlott & McMillan 1978) beschrieben, siehe Abb.4.
Bild 2 Schlumbergera orssichiana (Klon 1), Ansicht von der Seite und oben.
Bild 3 Schlumbergera orssichiana (Klon 2), Ansicht von der Seite mit Frucht.
Das augenfĂ€lligste Merkmal der neuen Art (speziell des Klon 1) sind ihre ĂŒppigen, tief gezĂ€hnten Sprosssegmente, die 5 â 8 cm lang und bis 4,5 cm breit werden können. Auch die BlĂŒten werden mit bis 9 cm LĂ€nge und Breite erheblich gröĂer als bei den andern Schlumbergeras und erscheinen zudem mindestens zwei Mal im Jahr zu Zeiten, in denen andere Weihnachtskakteen in der Regel ohne Flor sind (Februar/MĂ€rz bzw. August/September). Die 2 x 1,5 cm messende Frucht ist eine 5 - 6-kantige Beere von gelblich-grĂŒner bis fast weiĂer FĂ€rbung. Obgleich Schlumbergera orssichiana von ihrem vegetativen Erscheinungsbild her Schlumbergera truncata(Haworth)Moran sehr Ă€hnelt, unterscheidet sie sich qualitativ von letztgenannter Art durch die Farbe und Form der Frucht, durch das wie bei Schlumbergera russeliana (Hooker)Br.& R. kantige Ovarium (im Gegensatz zum ovalen bei Schlumbergera truncata) sowie durch die LĂ€nge der BlĂŒtenröhre, die bei der neuen Spezies mit höchstens 1 cm LĂ€nge extrem kurz ist.
Schlumbergera orssichiana war in der Folgezeit bei den wenigen Kakteenfreunden, die sich fĂŒr diese Pflanzengruppe interessierten, ein begehrtes Sammelobjekt, wobei zu bemerken ist, dass zunĂ€chst nur Vermehrungen des Isotyps (also des Klon 1) in Europa verbreitet wurden, dessen erfolgreiche Kultur sich auf lĂ€ngere Sicht gesehen als unverhofft heikel, wenn nicht gar als unmöglich erwies. Erst spĂ€ter stellte sich heraus, dass sĂ€mtliche Pflanzen Virus verseucht waren, was sicherlich der Hauptgrund fĂŒr diese Schwierigkeiten war. Wahrscheinlich ist diese Krankheit darauf zurĂŒckzufĂŒhren, dass die ersten Stecklinge seinerzeit unwissentlich auf Virus infizierte Hylocereen gepfropft wurden Untersuchungen haben inzwischen gezeigt, dass Virusinfektionen bei schnell wachsenden Kakteen, zu denen z.B. viele Opuntien und unsere Rankcereen (Hylocereen, Selenicereen etc.) gehören, Ă€uĂerlich kaum auffĂ€llig werden und diese Pflanzen meist auch nicht in irgendeiner Weise beeintrĂ€chtigen. Als Pfropfunterlagen benutzt werden sie aber schnell zu ĂbertrĂ€gern von Virosen, bei deren BekĂ€mpfung es meines Wissens bisher noch kaum auf Dauer Erfolg versprechenden Konzepte gibt.
Irgendwann in den spĂ€ten 80-er Jahren bekam ich von meinem viel zu frĂŒh verstorbenen Kakteenfreund und hervorragenden Kenner epiphytischer Kakteen, Ernst Ewald aus Hamburg, Stecklinge von Schlumbergera orssichiana (im Weiteren Klon 2 genannt), die er kurz zuvor von GrĂ€fin Orssich bekommen hatte. Dieses Material zeichnete sich durch kleinere BlĂŒten sowie durch heller grĂŒn gefĂ€rbte, weniger tief gezĂ€hnte und kleinere Sprossglieder aus, Ă€hnlich wie bei dem von Frau Orssich auf ihrer 4. Sammelreise gemachten Fund in den Bergen oberhalb von Paraty, mit dem es möglicherweise sogar identisch ist (siehe oben und FuĂnote). Dieser Klon war hier in Europa damals wohl noch nicht verbreitet. Etwas vorher hatte ich auch einen Steckling von Klon 1 erhalten, und die Kultur beider Pflanzen verlief anfangs im Gegensatz zu spĂ€ter ohne gröĂere Probleme. Dass beide Individuen viruskrank waren, wusste ich damals noch nicht.
Als sie zur gleichen Zeit blĂŒhten, ergab sich fĂŒr mich die gĂŒnstige Gelegenheit, durch KreuzbestĂ€ubung der selbststerilen BlĂŒten âechteâ FrĂŒchte zu erhalten (Bild 4), die vorher nur durch BestĂ€ubung mit artfremden Pollen erzielt werden konnten. Sowohl bei Klon 1 als auch bei Klon 2 bildeten sich nach etwa 4-monatiger Reifezeit zahlreiche Beeren; eine Aussaat war damals jedoch noch nicht geplant, da mir der nötige Platz hierfĂŒr fehlte. Dies sollte spĂ€ter nachgeholt werden, was ja angesichts der vermeintlich leichten DurchfĂŒhrbarkeit jederzeit hĂ€tte geschehen können. Um die Pflanzen im Hinblick auf ihre spĂ€tere BlĂŒhwilligkeit nicht allzu sehr zu belasten, entfernte ich beizeiten alle reifen FrĂŒchte, zumal die Pflanzen zunehmend beeintrĂ€chtigt zu sein schienen, was ich jedoch auf den reichlich erfolgten Fruchtansatz zurĂŒckfĂŒhrte. Das SchwĂ€cheln wurde aber zum Dauerzustand, was, wie ich erst spĂ€ter erfuhr, auf den erwĂ€hnten Virusbefall zurĂŒckzufĂŒhren war und nicht auf die KrĂ€fte raubende Fruchtbildung oder von mir vermutete Kulturfehler. An eine Wiederholung der geschilderten VorgĂ€nge war nun nicht mehr zu denken, da sich die folgenden, sehr spĂ€rlich erscheinenden, auch farblich verĂ€nderten BlĂŒten meist unvollstĂ€ndig entwickelten (Griffel ohne Narben, StaubfĂ€den ohne Staubbeutel) und somit fĂŒr eine generative Vermehrung nicht mehr in Frage kamen.
Bild 4 Schlumbergera orssichiana (Klon 1) Frucht.
Abb. 1 (D. Kölli)
Oben: Schlumbergera orssichiana (KS25 - Wildform Nachzucht).
Mitte: RĂŒckkreuzung Schlumbergera x reginae
'Bristol Queen' x Schlumbergera orssichiana.
Unten: Schlumbergera x reginae 'Ceke' (Schlumbergera x reginae McMillan & Orsich = Schlumbergera orssichiana x Schlumbergera
truncata).
Abb. 2 (D. Kölli)
Oben: Schlumbergera truncata Wildform 'Abendroth-6.
Mitte: Schlumbergera truncata Wildform 'Abendroth-2'.
Unten: Schlumbergera x buckleyi 'Charles Lemaire' zum weiteren Vergleich.
Mehr durch Zufall erfuhr ich etwas spÀter von Kakteenfreund Dr. Rudolf Tröster, Bad Mergentheim, dass eine ihm bekannte Schlumbergera-Spezialistin aus
Amerika starkes Interesse an den FrĂŒchten gehabt hĂ€tte, da sich aus Samen gezogene Nachkommen erfahrungsgemÀà besser an verĂ€nderte klimatische VerhĂ€ltnisse
anpassen könnten, und weil Virosen fĂŒr gewöhnlich nicht auf SĂ€mlinge ĂŒbertragen wĂŒrden. Sie habe bislang vergeblich versucht, gesunde und robustere Nachkommen
auf generativem Weg zu erzielen, denn alle ihr bis dato zur VerfĂŒgung stehenden Pflanzen hĂ€tten sich letztendlich als vegetative Vermehrungen des
Klon 1 erwiesen, so dass Erfolge in dieser Angelegenheit angesichts der SelbststerilitÀt der Art auch nicht zu
erwarten gewesen wÀren.
Ich fand sehr zu meiner Ăberraschung und zum GlĂŒck doch noch eine ĂŒbersehene Frucht an meinem
Klon 1 vor, die dann ĂŒber Dr. Tröster ihren Weg nach Amerika nahm und dort unter der kundigen Pflege von
Dolly Kölli, einer der besten Kennerinnen von Schlumbergeras, fĂŒr erfolgreiche Nachzuchten verwendet wurde. Die Beere enthielt 48 Samen, von denen aber nur 23
keimten. Es ĂŒberlebten schlieĂlich lediglich 14 SĂ€mlinge, die alle aus der Kreuzung von Klon 1 x Klon 2
Bild 5. Schlumbergera orssichiana, Nachzucht aus KS25 x KS30,
(Klon 1 x Klon 2).
hervorgegangen waren, und die auf Grund der
geschilderten Unterschiede bei den Eltern im Hinblick auf GröĂe, Form und Farbe der BlĂŒten und der Phyllokladien erwartungsgemÀà auch etwas âstreutenâ.
Insgesamt gesehen war aber die UniformitĂ€t innerhalb dieser Grex unverkennbar. Diese Nachzuchten wurden einzeln nummeriert (KS #20 bis KS #33; âKSâ fĂŒr
âKölli-Seriesâ), vermehrt und bilden heute den Grundstock fĂŒr alle im Umlauf befindlichen gesunden Orssichianas. Um auch die reziproke Kreuzung vornehmen zu
können, von der wir uns weitere interessante Kenntnisse versprachen, sandte ich ihr Stecklinge des Klon 2,
der aber noch heikler in der Kultur war und hĂŒben wie drĂŒben kurz darauf einging.
Dass dieses Vorhaben schlieĂlich doch noch verwirklicht werden konnte,
verdanken wir Klaus Rippe, der diese Pflanzen lange genug am Leben halten konnte, um die Kreuzung (Klon 2 x Klon 1)
erfolgreich vornehmen zu können. Auch diese SÀmlinge entwickelten sich jenseits des Atlantiks zu gesunden, typischen Schlumbergera orssichianas,
(Abb. 3)so dass das auf lÀngere Sicht drohende, inzwischen vielleicht auch schon erfolgte Verschwinden des kranken und hinfÀlligen Original-Pflanzenmaterials
leichter zu verschmerzen wÀre.
Mittlerweile gibt es eine Anzahl interessanter Kreuzungen vorwiegend mit Schlumbergera truncata, die unter dem Namen
Schlumbergera x reginae
McMillan & Orssich zusammengefasst werden, und ĂŒber die und andere zu einem spĂ€teren Zeitpunkt vielleicht noch zu berichten sein wird. Bei vielen dieser
Hybriden ĂŒberwiegt der Einfluss von Schlumbergera orssichiana zunĂ€chst noch recht deutlich, so dass Unterschiede zwischen Hybride und
botanischer Art bei weniger kundigen Liebhabern nicht so ohne weiteres erkennbar sind.
Auch hier hat unsere Spezialistin Dolly Kölli eine Methode gefunden, Art und Hybride
âin der Praxisâ sicher voneinander zu unterscheiden, und zwar an Hand des sogenannten âCorolla Ring Mustersâ (âcorolla ring patternâ), das bei
LĂ€ngsschnitten durch die BlĂŒten als violett gefĂ€rbte Linie sichtbar wird (siehe Abbildung 1, 2 u. 3). Dieses Muster verlĂ€uft bei echten Orssichianas in
Form eines extrem lang und spitz
zulaufenden Dreiecks, bei Schlumbergera truncata aber nur als eine mehr oder weniger gewellt verlaufende Linie mit kleinen Spitzen.
Bei allen Hybriden zwischen
den beiden Arten bewegt sich dieses Muster intermediĂ€r zwischen diesen beiden Extremen und auch bei den ersten RĂŒckkreuzungen nach Schlumbergera orssichiana
erreicht es lÀngst nicht die extreme Spitzwinkeligkeit, wie sie bei der botanischen Art typisch ist. Auf der nebenstehenden Abbildung erkennt man auch die im
Gegensatz zu Schlumbergera truncata sehr kurze BlĂŒtenröhre bei Schlumbergera orssichiana, die an LĂ€nge in dem selben MaĂe zunimmt, wie die erst genannte Art
âanteilsmĂ€Ăigâ an den Kreuzungen beteiligt ist. (vgl. Abbildung 2)
Abb. 3 Schlumbergera orssichiana Nachzucht KR5 aus Klon2 x Klon1. Original Dolly Kölli.
Es ist leicht verstĂ€ndlich, dass eine auffĂ€llige Neuheit wie Schlumbergera orssichiana nicht nur fĂŒr die Wissenschaft, sondern auch fĂŒr einige
Kakteenfreunde von erheblichem Interesse ist. Die groĂen, leicht gewellten, mehr oder weniger tief gezĂ€hnten Sprosssegmente können auch in blĂŒtenlosem
Zustand gefallen, und die fĂŒr Weihnachtskakteen
geradezu riesigen und dennoch zahlreich und öfter erscheinenden Blumen an einer ausgewachsenen Pflanze
sind ein Anblick, der jeden begeistern muss. Dennoch ist dieser Art âder groĂe Wurfâ bislang versagt geblieben, wofĂŒr es gute GrĂŒnde gibt.
Bei der
ĂŒberwiegenden Mehrheit der Kakteenfreunde sind Epiphyten sowieso kein Thema, weil sie vom Erscheinungsbild und von der Kultur her nicht so gut zu ihren
erdbewohnenden StacheltrĂ€gern âpassenâ. Auch der Erwerbsgartenbau, fĂŒr den Weihnachtskakteen ansonsten von einiger wirtschaftlicher Bedeutung sind,
ist nicht sonderlich interessiert. Die Pflanzen wachsen zu sehr in die Breite, beanspruchen dadurch mehr Platz, so dass auf gleicher KulturflÀche geringere
StĂŒckzahlen zum Verkauf kĂ€men. AuĂerdem ist ihre Pflege aufwendiger, womit sich Schlumbergera orssichiana schlichtweg als zu unwirtschaftlich fĂŒr
den Handel erweist, was in Ă€hnlicher Weise - von vorerst nur wenigen Ausnahmen einmal abgesehen - auch fĂŒr ihre Hybriden gilt.
Was die Kultur von Schlumbergera
orssichiana angeht, so haben wir bereits gehört, dass es dank Vorhandenseins virusfreier BestÀnde heutzutage viel
leichter geworden ist, die Art dauerhaft zu halten, vegetativ oder generativ zu vermehren und sich an dem reichlich erscheinenden Flor zu erfreuen.
Dennoch ist sie nicht fĂŒr AnfĂ€nger geeignet, weil es hier einiger Erfahrung in der Pflege bedarf. Da die Pflanze ursprĂŒnglich aus dem Grenzgebiet Tropen -
Subtropen aus ca.1000m Meereshöhe stammt, sind moderate, wenig schwankende
Temperaturen anzustreben, die sommers ĂŒber lĂ€ngere Zeit möglichst nicht ĂŒber 25° C,
im Winter nicht unter ca. 14° C liegen sollten. Dies ist am besten bei heller, jedoch absonniger Zimmerkultur zu erreichen, aber eine Sommerfrische an Regen
geschĂŒtzter Stelle mit höchstens ein paar Stunden frĂŒher Morgensonne tut ihnen ebenfalls gut, wenn die o.a. Temperaturen in etwa stimmen. Etwas schwieriger
wird es beim GieĂen. Die Pflanzen sind ohne Frage wurzelempfindlich und reagieren auf zuviel Wasser mit FĂ€ulnis, besonders wĂ€hrend der kalten Jahreszeit.
Durch die Verwendung eines passenden, âoffenenâ Substrats kann man dieser Empfindlichkeit bis zu einem gewissen Grad entgegenwirken (siehe hierzu auch meine
frĂŒheren Bemerkungen zu diesem Thema in dieser Zeitschrift).
Ich verwende seit einiger Zeit mit gutem Erfolg Pflanzstoff auf der Basis von Kokosfasern, die
im Handel neuerdings in Form von âBrikettsâ zu haben sind und erst durch HinzufĂŒgen von reichlichen Wassergaben gebrauchsfertig werden. Man muss nur beachten,
dass Kokosfasern trotz hervorragender LuftfĂŒhrung und StrukturstabilitĂ€t (fĂŒr Epiphyten besonders wichtig !) viel lĂ€nger als z.B. Torf Feuchtigkeit zu halten
in der Lage sind, so dass grundsĂ€tzlich sehr viel sparsamer mit der GieĂkanne umzugehen ist. Da
Epiphyten und
Lithophyten nicht in der Erde wurzeln und ihren
Bedarf an FlĂŒssigkeit ausschlieĂlich aus Tau oder RegenfĂ€llen beziehen, sind sie zudem meist empfindlich gegenĂŒber allzu kalk- bzw. mineralhaltigem Wasser.
Es gehört damit zu den Grundregeln jedweder Epiphytenkultur, stets nur temperiertes, âweichesâ Wasser, wie z.B. Regenwasser, zum GieĂen zu nehmen, dem man
von Zeit zu Zeit â bei Verwendung von nĂ€hrstoffarmen Kokosfasern auch des Ăfteren - einen VolldĂŒnger in geringerer Konzentration als bei andern Pflanzen
ansonsten ĂŒblich hinzufĂŒgt.
FuĂnote: Bei dem Farbbild von Schlumbergera orssichiana in KuaS Heft 9, S.178, 1986 handelt es sich möglicherweise auch um diese Pflanze.
Abb. 4 Schlumbergera orssichiana
Wiedergabe der Zeichnung:"Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. W. Barthlott",
Nees-Institut fĂŒr BiodiversitĂ€t der Pflanzen, Bonn, veröffentlicht in: Cact.Succ.Journ.(Am)50(1):30-34"
Literatur | ||
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Barthlott, W. & Rauh, W.(1977) : | Die Wildarten und Hybriden der Weihnachtskakteen; KuaS 28(12): 273 â 278 | |
Barthlott, W. & McMillan, A.J.S.(1978) : | A New Species of Schlumbergera; Cact.Succ.Journ.(Am.) 50(1): 30 - 34 | |
Kölli, D.(1996) : | The History of the KS Series - Cultivated Schlumbergera orssichiana Seedling; Epiphytes 20(79): 55 - 61 | |
Kölli, D.(1997 b) : | Schlumbergera orssichiana â aktueller Stand; EPIG 9(3): 84 â 93 | |
Kölli, D.(1997 c) : | Gepresste BlĂŒten von Schlumbergera; EPIG 9(3): 95 â 98 | |
Kölli, D.(2003) : | Jenseits der Wildformen â 20 Jahre mit Schlumbergera orssichiana; EPIG 15(1): 3 â 16 | |
Meier, E.(1986) : | Schlumbergera orssichiana W.Barthlott & A.J.S.McMillan, Kakteenkartei 1986/18 | |
Orssich, B. (1986): | Die Entdeckung und Wiederentdeckung von Schlumbergera orssichiana Barthlott et McMillan; KuaS 37(9): 178-180 |
Der Artikel 'Die Schlumbergera orssichiana Story', wurde 2006 in der 'KaktusblĂŒte' der Wiesbadener Kakteenfreunde veröffentlicht. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion der KaktusblĂŒte.