Bei meiner Suche nach alten Gräser Artikeln fiel mir der folgende beachtenswerte Artikel von Robert Gräser über Phyllokakteen auf. Es mag verwunderlich klingen den
Namen Robert Gräser im Zusammenhang mit Phyllokakteen bzw. Epikakteen zu bringen. Zu sehr ist sein Name und sein Schaffen mit Astrophyten und seinen unzähligen
Echinopsis- und Trichocereus Hybriden verbunden. Nur Liebhaber, die R. Gräser näher kannten, wussten das er sich früher auch intensiv mit den Gattungen Epiphyllum
und Selenicereus beschäftigt hat, wie dieser kompetente Artikel über Phyllokakteen von ihm beweist. Der Artikel wurde ursprünglich als ein Vortrag bei den
Fränkischen Kakteenfreunden im Jahre 1953 auf der Januar Mitgliederversammlung gehalten. Der Artikel zeigt einmal mehr, über welch umfangreiches gärtnerisches Wissen
und Können Robert Gräser, besonders auch durch seine zielgerichteten Versuche, verfügte.
Wenn wir Liebhaber von "Phyllos" reden, so denken wir vor allem an die vielen herrlichen großblumigen Hybriden, die von ausländischen und deutschen Züchtern
im Laufe von über 100 Jahren geschaffen wurden und zu denen als letzter Curt Knebel einen bedeutenden Beitrag geleistet hat. Wirkliche reine Phyllokakteen sind
heute in Liebhabersammlungen recht selten geworden.
Der erste Phyllocactus, es war Ph. phyllanthus, wurde 1812 von Haworth als
Epiphyllum phyllanthus beschrieben.
Erst 1831 schlug Link den Gattungsnamen
Phyllocactus vor. Dieser Name setzte sich durch und war allgemein gebräuchlich, als 1893 die Deutsche Kakteengesellschaft unter Schumann gegründet wurde.
Schumann, der es als eine seiner vordringlichsten Aufgaben ansah, Ordnung in die Kakteennamen zu bringen, war zunächst entschlossen, den ersten gültigen
Namen, Epiphyllum, für die Gattung Phyllocactus wiederherzustellen. Unser bekannter Weihnachtskaktus, der den Namen Epiphyllum truncatum erhalten
hatte, sollte in Zygocactus truncatus umgetauft werden. Doch Schumann änderte dann seine Ansicht und schreibt darüber in der "Gesamtbeschreibung der
Kakteen",
1898: "Später habe ich mich in der häufigen Berührung mit Praktikern von der Unzuträglichkeit, die Priorität bei bekannten, viel genannten und kultivierten
Pflanzen durchzuführen, überzeugt und Phyllocactus wiederhergestellt, wonach auch Epiphyllum im Pfeifferschen Sinn verblieb." In diesem Sinn werden die
Gattungsbezeichnungen Phyllocactus und Epiphyllum von Gärtnern und Liebhabern in Deutschland bis in unsere Tage gebraucht. Anders in Amerika, wo
Britton und Rose 1923 für unseren Phyllocactus wieder den alten Haworthschen Namen Epiphyllum einführten, unser Epiphyllum aber in Zygocactus umbenannten,
außerdem für einige der bisher unter Phyllocactus untergebrachten Arten neue selbständige Gattungen schufen. Darunter befinden sich zwei auch dem Liebhaber
bekanntere Arten aus Phyllocactus phyllanthoides, unter dem Namen "Deutsche Kaiserin" ziemlich verbreitet, wurde
Nopalxochia phyllanthoides, aus Phyllocactus
nelsonii wurde Chiapasia nelsonii. Berger behielt in seinem bekannten Buch "Kakteen", von 1929, die Gattungsnamen Phyllocactus und
Epiphyllum in dem seit
Schumann gewohnten Sinn und Umfang bei. Curt Backeberg und F. M. Knuth übernahmen dagegen im "KaktusABC" 1935 die amerikanischen Gattungsbezeichnungen.
Backeberg hat später in seiner Systematischen Obersicht über die Cactaceae in seinen "Blättern für
Kakteenforschung" 1938 und auch in der späteren Neubearbeitung in "Cactaceae"
1941 zwar die Gattung Phyllocactus anstelle von Epiphyllum beibehalten, unser bisheriges Epiphyllum nach dem Vorbild von Britton und Rose aber Zygocactus
genannt und außerdem auch die neuen Gattungen Nopalxochia und Chiapasia übernommen.
Abb.1 Der Autor, Robert Gräser
Solche Namenfragen interessieren die Mehrzahl der Liebhaber nur in zweiter Linie, die Folgen der Umbenennungen machen sich aber doch auch für den
Liebhaber oft in unangenehmer Weise bemerkbar: 1946 erschien in Amerika das Epiphyllum Handbook" von Scott E. Haselton, 1951 erschien in Deutschland
das Buch "Phyllokakteen" von Curt Knebel in der Neubearbeitung von Werner Engelhardt. Beide Bücher, das Epiphyllumbuch und das Phyllokakteenbuch,
wollen für die gleichen Pflanzen, für unsere Phyllokakteen, begeistern und nur nebenbei wird auch der Verwandschaft unseres Weihnachtskaktus gedacht,
dort unter Zygocactus, hier unter Epiphyllum. Weiter ist bemerkenswert, daß sich unter den von uns gepflegten Phyllokaktushybriden Pflanzen befinden,
an deren Entstehung überhaupt kein "Phyllocactus" beteiligt ist, wenn man sich die auch von Backeberg übernommenen neuen Gattungen Nopalxochia
und Chiapasia zu eigen macht. So sind bekannte Kreuzungen aus Nopalxochia phyllanthoides und Heliocereus speciosus entstanden, bei anderen
Kreuzungen waren
z. B. Heliocereus amecamensis und Chiapasia nelsonii die Eltern. Welche Namen müßten diese Kreuzungen erhalten und welche deren weitere
Kreuzungen mit anderen Hybriden? Der beste Weg ist wohl der, man folgt hier "Pareys Blumengärtnerei", wo es heißt:
"Phyllocactus hybr. hort. Unter diesem Sammelnamen sind alle Kreuzungsprodukte der Phyllokakteen unter sich, besonders jener von Ph. crenatus x ackermannii x phyllanthoides, ferner auch ihre Kreuzungen mit Cereus speciosus, Cer. grandiflorus, Cer. flagelliformis usw., sowie alle anderen Gegenkreuzungen zusammengefaßt."
Phyllokakteen ist hier in weitestem Sinn, so wie bei Schumann und Berqer zu nehmen.
"Phyllocactus hybr. hort. Unter diesem Sammelnamen sind alle Kreuzungsprodukte der Phyllokakteen unter sich, besonders jener von Ph. crenatus x ackermannii x phyllanthoides, ferner auch ihre Kreuzungen mit Cereus speciosus, Cer. grandiflorus, Cer. flagelliformis usw., sowie alle anderen Gegenkreuzungen zusammengefaßt."
Phyllokakteen ist hier in weitestem Sinn, so wie bei Schumann und Berqer zu nehmen.
Unabhängig von der noch umstrittenen wissenschaftlichen Namengebung wird sich die Bezeichnung Phyllokakteen
bei Gärtnern und Liebhabern erhalten, wie sich auch bei manchen andern Zier- und Topfpflonzen alte, gewohnte Namen weiterbehaupten. Wie viele Pflanzenfreunde
wissen z. B., daß ihre Gloxinia richtig Sinningia, ihre Calla Zantedeschia, ihre Aralia Fatsia heißen müßte?
Uber Phyllokakteenzüchtung finden sich in der Zeitschrift der DKG seit 1893 eine Anzahl Beiträge, Knebel unterrichtet in seinem Kakteenbuch darüber, die klarste, übersichtlichste Darstellung bietet nach meiner Meinung das Buch "Meine Kakteen" von Prof. Dr. Werdermann und H. Socnic, 1937 erschienen und leider nicht mehr im Handel erhältlich. Viel Neues kann da ein Durchschnitts-Phylloliebhaber nicht mehr sagen. Wir wissen, daß einige Phyllokaktusarten gegenseitig, daß sie auch mit Vertretern der früheren Sammelgattung Cereus, besonders mit Heliocereus speciosus und Selenicereus grandiflorus und deren Verwandten gekreuzt wurden, daß dann die schönsten Sorten wieder gegenseitig gekreuzt wurden. So entstanden die vielen mit Ziffern, meist auch mit Namen belegten Sorten, die man vor dem Krieg in den Verzeichnissen der Züchter oder großen Kakteengärtnereien vorfand. Knebel hat allein unter Tausenden von Sämlingen über 400 Sorten ausgelesen und, zum Teil als Phyllocereen bezeichnet, in seinem Buch aufgeführt. Zusammen mit den Züchtungen von Nikolai, Bornemann und anderen Züchtern, in neuerer Zeit den vielen amerikanischen Züchtern, geht die Zahl in die Tausende. Daneben stehen bei manchem Liebhaber noch gute selbst gezogene Hybriden und machen, wenn sie auch namenlos bleiben, ihren Schöpfern nicht weniger Freude.
Uber Phyllokakteenzüchtung finden sich in der Zeitschrift der DKG seit 1893 eine Anzahl Beiträge, Knebel unterrichtet in seinem Kakteenbuch darüber, die klarste, übersichtlichste Darstellung bietet nach meiner Meinung das Buch "Meine Kakteen" von Prof. Dr. Werdermann und H. Socnic, 1937 erschienen und leider nicht mehr im Handel erhältlich. Viel Neues kann da ein Durchschnitts-Phylloliebhaber nicht mehr sagen. Wir wissen, daß einige Phyllokaktusarten gegenseitig, daß sie auch mit Vertretern der früheren Sammelgattung Cereus, besonders mit Heliocereus speciosus und Selenicereus grandiflorus und deren Verwandten gekreuzt wurden, daß dann die schönsten Sorten wieder gegenseitig gekreuzt wurden. So entstanden die vielen mit Ziffern, meist auch mit Namen belegten Sorten, die man vor dem Krieg in den Verzeichnissen der Züchter oder großen Kakteengärtnereien vorfand. Knebel hat allein unter Tausenden von Sämlingen über 400 Sorten ausgelesen und, zum Teil als Phyllocereen bezeichnet, in seinem Buch aufgeführt. Zusammen mit den Züchtungen von Nikolai, Bornemann und anderen Züchtern, in neuerer Zeit den vielen amerikanischen Züchtern, geht die Zahl in die Tausende. Daneben stehen bei manchem Liebhaber noch gute selbst gezogene Hybriden und machen, wenn sie auch namenlos bleiben, ihren Schöpfern nicht weniger Freude.
Schon zu Schumanns Zeiten tauchte der Gedanke auf, man sollte bei solchen Züchtungen versuchen, etwas mehr über die Vererbungserscheinungen zu erfahren.
Solche Anregungen wurden meist damit abgetan, daß es zu viele Jahre dauere, bis die Sämlinge zur Blüte kommen. Bei Knebel heißt es, daß von der Bestäubung
bis zur ersten Blüte im günstigsten Fall mindestens 6 bis 8 Jahre vergehen, daß ein wertvolles Zuchtziel etwa in der dritten Generation, frühestens nach
24 Jahren, erreicht würde.
Abb.2 Verschieden alte Pfropfungen auf Phyllocactus Hybride,
etwa 1/3 natürliche Grösse. Foto: R. Gräser
spricht schon eine einfache Überlegung: Bei einer gesunden, kräftigen
Pflanze mit 3 oder 4 gut ausgebildeten Flachtrieben wächst ein gegen Ausgang des Winters oder im zeitigen Frühjahr erscheinender Sproß bei guter Kultur
so stark, daß er gegen Ende des Sommers ausgewachsen ist, daß er sich sogar noch genügend kräftigt und abhärten läßt, um im folgenden Frühjahr die ersten
Blüten zu entwickeln. Wenn ich an einem solchen,
eben hervorbrechenden Sproß die Spitze, den Vegetationskegel, entferne und durch einen aufgepfropften
Sämling ersetze, so wird nur eine kurzdauernde Unterbrechung des Wachstums eintreten, bis der Sämling angewachsen ist. Dann aber wird der Sämling, bzw.
seine Vegetationspitze, die Stelle der alten entfernten Spitze einnehmen und bei gleich guter Ernährung bis zum Herbst sich zu einem kräftigen blühfähigen
Flachtrieb entwickeln.
Der Versuch hat die Richtigkeit dieser Uberlegung dann bestätigt. Die Keimblätter der Phyllosämlinge sind in den ersten Tagen ziemlich dünn und nach oben gerichtet, füllen sich aber nach einigen Tagen, werden dicker und stehen dann nach entgegengesetzten Seiten auseinander. Jetzt ist die richtige Zeit für die Sämlingspfropfung. Ein möglichst tief stehender, in Bodennähe hervorbrechender, wenige Zentimeter langer Neutrieb wird einige Millimeter unter der Spitze waagerecht durchschnitten; man sieht dann in der Mitte der Schnittfläche deutlich die Gefäßbündel in Form eines winzigen Kreises. Der Sämling wird wenig unter den Keimblättern ebenfalls waagerecht durchschnitten und aufgesetzt. Um ihn bis zum Verwachsen festzuhalten, stecke ich am Topfrand ein Holzetikett so tief in die Erde, daß es in der Höhe etwa mit der Pfropfung übereinstimmt. Dann lege ich einen schmalen Glasstreifen so auf das Holzetikett, daß nur ein leichtes Obergewicht auf der einen Seite etwas auf den zarten Phyllosämling drückt und ihn festhält. Nach 1 bis 2 Tagen ist der Sämling angewachsen. Der zugeschnittene Phylloneutrieb wächst nach der Pfropfung noch um einiges und wirft den beschwerenden Glasstreifen wohl auch dabei ab; doch das schadet der unterdessen gut verwachsenen Pfropfung nicht mehr.
Nach etwa 10 Tagen beginnt der Pröpfling zu wachsen. Zuerst erscheinen zwischen den Keimblättern zarte Stacheln und gleich darauf ein cereoider Trieb, der infolge der guten Ernährung sofort aus allen Areolen zu sprossen beginnt. Auch aus den Achsen der Keimblätter kommen Sprosse hervor. Während die wurzelecht gebliebenen Sämlinge noch nicht sprossen und von grüner Farbe sind, zeigen die Pfröpflinge eine kräftig rote oder rotbraune Farbe, wie sie auch an Phylloneutrieben zu beobachten ist. Natürlich wird jeder Sproß an dem Pfröpfling bald entfernt. Der zuerst cereoide Sämling macht bald Flügel, deren Zahl dann auf 3 oder 2 reduziert wird, wie das eben für die sich hier entwickelnde neue Sorte charakteristisch sein wird.
Der Versuch hat die Richtigkeit dieser Uberlegung dann bestätigt. Die Keimblätter der Phyllosämlinge sind in den ersten Tagen ziemlich dünn und nach oben gerichtet, füllen sich aber nach einigen Tagen, werden dicker und stehen dann nach entgegengesetzten Seiten auseinander. Jetzt ist die richtige Zeit für die Sämlingspfropfung. Ein möglichst tief stehender, in Bodennähe hervorbrechender, wenige Zentimeter langer Neutrieb wird einige Millimeter unter der Spitze waagerecht durchschnitten; man sieht dann in der Mitte der Schnittfläche deutlich die Gefäßbündel in Form eines winzigen Kreises. Der Sämling wird wenig unter den Keimblättern ebenfalls waagerecht durchschnitten und aufgesetzt. Um ihn bis zum Verwachsen festzuhalten, stecke ich am Topfrand ein Holzetikett so tief in die Erde, daß es in der Höhe etwa mit der Pfropfung übereinstimmt. Dann lege ich einen schmalen Glasstreifen so auf das Holzetikett, daß nur ein leichtes Obergewicht auf der einen Seite etwas auf den zarten Phyllosämling drückt und ihn festhält. Nach 1 bis 2 Tagen ist der Sämling angewachsen. Der zugeschnittene Phylloneutrieb wächst nach der Pfropfung noch um einiges und wirft den beschwerenden Glasstreifen wohl auch dabei ab; doch das schadet der unterdessen gut verwachsenen Pfropfung nicht mehr.
Nach etwa 10 Tagen beginnt der Pröpfling zu wachsen. Zuerst erscheinen zwischen den Keimblättern zarte Stacheln und gleich darauf ein cereoider Trieb, der infolge der guten Ernährung sofort aus allen Areolen zu sprossen beginnt. Auch aus den Achsen der Keimblätter kommen Sprosse hervor. Während die wurzelecht gebliebenen Sämlinge noch nicht sprossen und von grüner Farbe sind, zeigen die Pfröpflinge eine kräftig rote oder rotbraune Farbe, wie sie auch an Phylloneutrieben zu beobachten ist. Natürlich wird jeder Sproß an dem Pfröpfling bald entfernt. Der zuerst cereoide Sämling macht bald Flügel, deren Zahl dann auf 3 oder 2 reduziert wird, wie das eben für die sich hier entwickelnde neue Sorte charakteristisch sein wird.
Sehen Sie sich das vorhergehende Foto R. Gräsers einmal in Ruhe an. Wieviel Sämlinge sind da auf eine einzige Unterlage gepfropft? Es sind genau die sechs
Sämlinge die R. Gräser aus seiner berühmten ´flagcand´ Kreuzung, Aporocactus flagelliformis x Trichocereus candicans, gross gezogen hat.
Siehe hierzu auch den Artikel
Zwei schöne Hybriden von R. Gräser.
Dieses Foto unterstreicht eindrucksvoll die Ausführungen in diesem Artikel und belegt zusätzlich sein hervorragendes gärtnerisches Können und
ausgefeilten Pfropftechniken.
Zu den Versuchen machte ich mir genaue Aufzeichnungen. Es handelte sich um Kreuzungen, die ich selbst vorgenommen hatte. Die Blütezeit fiel bei
meinen Pflanzen regelmäßig in den Mai, die Früchte reiften im Laufe des folgenden Winters, großenteils gegen Weihnachten. Die Samen wurden sofort
ausgesät. Bei meinen Liebhaberversuchen handelte es sich immer nur um wenige Korn, die ich der Frucht entnahm, dann noch einige Zeit in Wasser legte,
um anhaftendes Fruchtfleisch gut aufquellen zu lassen. Dann wurden die Samen zwischen Fließpapier vorsichtig gerieben und getrocknet, damit sie von allem
Fruchtfleisch und den darin enthaltenen keimungshemmenden Stoffen frei waren. Die Keimung erfolgte innerhalb 2 bis 5 Wochen, die Pfropfung etwa 10 Tage
nach der Keimung, meist in den Monaten Januar-Februar. Bis zum Herbst erreichten die Pfröpflinge eine Länge von 30 bis über 40 crn, hatten die Form gut
ausgebildeter, charakteristischer Phylloflachtriebe, die zum Teil im Mai des folgenden Jahres ihre ersten Blüten hervorbrachten.
Eine andere, wie sich zeigen sollte, recht wertvolle Erfahrung geht zurück auf Berichte in der Zeitschrift der DKG nach dem ersten Weltkrieg. Umfangreiche Phyllosammlungen mit den schönen Nikolaischen und Bornemannschen Hybriden gingen damals zugrunde sie erfroren infolge des herrschenden Mangels an Heizmaterial. Sicher waren die Verluste durch Kriegseinwirkungen und Kriegsfolgen im letzten Krieg noch bedeutender. In vielen Fällen hätte das vermieden werden können, hätte man ähnliche Vorsichtsmaßnahmen angewendet, wie ich sie für meine kleine Phylloliebhabersammlung gebrauchte. Gegen den Herbst schnitt ich von jeder der Sorten, an deren Erhaltung mir besonders gelegen war, zwei 10 bis 15 cm lange Stecklinge von kräftigen, gut ausgereiften Trieben. Die Schnittflächen der Stecklinge ließ ich gut abtrocknen und wickelte dann jeden einzeln in Fließpapier. Die Stecklinge wurden dann in zwei alte Schuhschachteln verpackt, von denen ich die eine in meiner Wohnung aufbewahrte, die andere Bekannten vom Land zur Aufbewahrung übergab. Trotz Zerstörung meines Gewächshauses, trotz Bombenschäden mitten im Winter habe ich keine der mir ans Herz gewachsenen Phyllosorten eingebüßt. Nach 1945 konnte ich mit Hilfe der geretteten Stecklinge wieder an die Heranzucht blühfähiger Pflanzen gehen. Den Stecklingen schadet es nichts, wenn sie ein halbes Jahr und länger in der Verpackung bleiben.
Eine andere, wie sich zeigen sollte, recht wertvolle Erfahrung geht zurück auf Berichte in der Zeitschrift der DKG nach dem ersten Weltkrieg. Umfangreiche Phyllosammlungen mit den schönen Nikolaischen und Bornemannschen Hybriden gingen damals zugrunde sie erfroren infolge des herrschenden Mangels an Heizmaterial. Sicher waren die Verluste durch Kriegseinwirkungen und Kriegsfolgen im letzten Krieg noch bedeutender. In vielen Fällen hätte das vermieden werden können, hätte man ähnliche Vorsichtsmaßnahmen angewendet, wie ich sie für meine kleine Phylloliebhabersammlung gebrauchte. Gegen den Herbst schnitt ich von jeder der Sorten, an deren Erhaltung mir besonders gelegen war, zwei 10 bis 15 cm lange Stecklinge von kräftigen, gut ausgereiften Trieben. Die Schnittflächen der Stecklinge ließ ich gut abtrocknen und wickelte dann jeden einzeln in Fließpapier. Die Stecklinge wurden dann in zwei alte Schuhschachteln verpackt, von denen ich die eine in meiner Wohnung aufbewahrte, die andere Bekannten vom Land zur Aufbewahrung übergab. Trotz Zerstörung meines Gewächshauses, trotz Bombenschäden mitten im Winter habe ich keine der mir ans Herz gewachsenen Phyllosorten eingebüßt. Nach 1945 konnte ich mit Hilfe der geretteten Stecklinge wieder an die Heranzucht blühfähiger Pflanzen gehen. Den Stecklingen schadet es nichts, wenn sie ein halbes Jahr und länger in der Verpackung bleiben.
Noch besser wäre es, und das ist mein Wunsch, daß wir nie wieder in eine ähnliche Lage kommen und keiner
der Phyllofreunde sich je diese Erfahrung zunutze zu machen braucht.
Abb.3 Bornemanns ´Pfau´
Abb.4 Epiphyllum/Disocactus ackermanii
Die Frage, ob sich Phyllos mit Echinopsen kreuzen lassen, hat in der Vergangenheit schon öfters Phyllofreunde bewegt. Die einen bejahten, glaubten an
gelungene Kreuzungen, bei denen allerdings die Phyllomerkmale so dominierten, daß daraus schwer ein Beweis für eine wirklich gelungene Befruchtung mit
Echinopsispollen herzuleiten war. Andere sahen alle solche Versuche als nicht gelungen an. Ich machte einige Beobachtungen, die in diesem Zusammenhang
vielleicht bemerkenswert sind. Zweimal setzten bei mir Phylloblüten Früchte mit keimfähigen Samen an, obwohl zu gleicher Zeit kein weiterer Phyllo in
der Nähe in Blüte stand, eine Bestäubung mit Pollen einer anderen Phyllosorte also nicht möglich war. Ein andermal wollte ich selbst eine
Echinopsiskreuzung versuchen, dabei aber nicht von einer Phyllohybride unkontrollierbarer Abstammung ausgehen. Ich nahm Heliocereus speciosus
und senkte
eine Pflanze mit Knospen, die vor dem Erblühen standen, an einer GartensteIle weit entfernt von allen andern Kakteen ein. Im Vertrauen auf die
Selbststerilität der Art entfernte ich die Staubbeutel nicht, sondern bestäubte nur wiederholt kräftig mit Pollen von Echinopsis. Ich erhielt eine
Frucht und daraus keimfähige Samen. Was heraus kam, waren reine Heliocereus speciosus.
Entweder sind Phyllokakteen und auch Heliocereus speciosus nicht
absolut selbststeril oder es wird auch hier, wie das von
Eriocereus jusbertii
und von Astrophytum asterias schon berichtet wurde,
durch fremden Blütenstaub
zwar keine Befruchtung, aber doch ein Reiz zur Ausbildung keimfähiger Samen ausgelöst.
(Anmerkung, sog. Selbstung).
Endlich ist eine Frage, die den Phyllofreund beschäftigen kann, die nach der Zukunft dieser Liebhaberei. Ist noch Neues zu erwarten oder sind die Möglichkeiten der Phyllokakteenzüchtung so ziemlich erschöpft. Bei der bisherigen Züchtung handelte es sich ausschließlich um „Kombinationszüchtunq". Man versuchte durch Kreuzung wertvolle Eigenschaften, die auf mehrere Arten, auch Gattungen, verteilt waren, in einer neuen Sorte zu vereinen, womöglich noch zu steigern. Der Vorteil dieser Art der Züchtung ist, daß sie auch der einfache Liebhaber mit bescheidenen gärtnerischen Hilfsmitteln durchführen und dabei bedeutende Erfolge erzielen kann. Verfolgt man die Arbeit der Forschungsanstalten auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung, so findet man da auch noch andere Wege. Bei der "Mutationszüchtung" wird mit verschiedenen Mitteln, zumeist mit Hilfe von Röntgenbestrahlungen versucht, künstlich Mutationen auszulösen, von denen allerdings nur ein sehr geringer Teil sich als lebensfähig erweist und ein noch geringerer Teil davon Merkmale aufweist, die gemessen an unseren Ansprüchen an die Pflanzen als ein Fortschritt betrachtet werden könnten. Bei der „Polyploidiezüchtunq" versucht man mit Colchicinlösungen auf gerade in Teilung befindliche Zellen einzuwirken, so daß Zellkerne mit verdoppelten Chromosomensätzen, bei weiterem Wachstum dann ganze Gewebepartien und sogar Sprosse entstehen, in denen alle Zellen erhöhte Chromosomensätze enthalten. Es entstehen so "Gigasformen", unter anderem ausgezeichnet durch größere Blüten. Bei Sukkulenten scheint das Colchicinieren allerdings auf große, wenn nicht unüberwindliche Hindernisse zu stoßen. Bei der im Vergleich zu anderen bekannten Nutz- und Zierpflanzen geringen wirtschaftlichen Bedeutung der Phyllos besteht kaum Aussicht, daß die Forschung sich diesen Pflanzen zuwendet.
Anmerkung: Siehe hierzu auch den Artikel von Eckhard Meier, Einige interessante neue Weihnachtskakteen
Dieser Artikel ´Über Phyllocactus hybridus hort.´, wurde im Juni 1953 in der 'KuaS' veröffentlicht.
Wiedergabe des Artikels mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der KuaS.
Aus einem Vortrag gehalten von R. Gräser auf der Januar Mitgliederversammlung der Fränkischen Kakteenfreunde.